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Was ist los in der Atommacht Frankreich?

Erneut atomarer Ausrutscher in Frankreich. Das Drama um unseren obersten „Chäpsler“, Herr Nef, scheint ja das perfekte Sommertheater zu sein, um von wesentlicheren Dingen abzulenken. Jedenfalls gemessen am Verhältnis der Artikelgrösse der jüngsten Tageszeitungen.  Nach dem Unfall vor zwei Wochen in Tricastin seien nun nochmals nur „…ein paar 100 g“ Uran ins französische Abwasser gelangt.

Ich frage mich, was ist da eigentlich los in Frankreich? Tricastin liegt etwa 300 km von der Schweizer Grenze entfernt (oder ca. 600 km von meinem Wohnsitz!). Gibt es da eventuell auch Vorfälle, von denen wir gar nichts mitbekommen?

Unfall in Tricastin. Man erinnere sich an die Pressemeldungen vor zwei Wochen: Es seien lediglich etwa 74 kg Uran durch undichte Auffangbehälter in umliegende Gewässer gelangt (oder waren es 360 kg?). Es sei nicht gefährlich, es handle sich um nichtangereichertes Uran.

In Tricastin sind aber weit grössere Fehler passiert, wie aus der Fachzeitschrift Nucleonics Week hervorgeht.

  • Einige Tage vor dem Unfall beschädigte offenbar ein Baustellenfahrzeug ein Rückhaltebecken. Man machte sich aber nicht die Mühe, den Schaden zu beheben.
  • Am Tag des Unfalles bemerkte man zwar den Überlaufalarm um ca. 19 Uhr, fand aber keine Ursache für diesen. Man beschloss, den Alarm zu ignorieren.
  • Um 22 Uhr fiel einem der Mitarbeiter zufällig auf, dass in dem Rückhaltebecken unter den Tanks Flüssigkeit stand.
  • Um 23 Uhr erschien der Manager der Nachtbereitschaft.
  • Die Mannschaft stellte nun fest, dass neben dem beschädigten Rückhaltebecken eine Lösung im Erdreich versickert war.
  • Es dauerte vier Stunden, bis die Angestellten bemerkten, dass einer von fünf Tanks leer war (nach Wartungsarbeiten am Tag zuvor hatte jemand ein Ventil nicht komplett geschlossen)
  • Eine weitere Stunde später, also nach 4 Uhr morgens am 8. Juli, erkannte das Team schliesslich, dass radioaktive Uranlösung in die Abflüsse für Regenwasser gelaufen war.

Tolle Informationspolitik. Eilig hatten es die Verantwortlichen auch dann noch nicht. Erst um 5.30 Uhr wurde Alarm in der Anlage ausgelöst, um 7.30 Uhr die Atomaufsicht ASN informiert. Und erst um 14 Uhr, also 19 Stunden nach dem ersten Alarm, erfuhren die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden von dem Unfall.

Mängel bei früheren Inspektionen. Die frz. Atomaufsichtsbehörde ASN hatte bereits letztes Jahr bei der betreffenden Betreiberin Socatri verschiedentlich Lecks und überhöhte Chemikalien- bzw. Strahlenemissionen festgestellt. Zudem wurde die „alte Kanalisation“ bemängelt.

Personelle Massnahmen. Der Silberrücken der Betreiberfirma musste nun scheinbar den Hut nehmen. Aber ist das wirklich die Lösung? Vielleicht können auf diese Weise endlich „Altlasten“ saniert werden.

Altlasten. Auf dem Gelände der Betreiberin wurden Abfälle aus der Nuklearwaffenproduktion verscharrt – wohlgemerkt: ungesichert, ohne jede weitere Abdichtung. Schon seit Jahren kann im Abwasser deshalb Uran nachgewiesen werden.

Schlamperei? Die Vorfälle haben die Schwäche der Atomstromindustrie vor Augen geführt. Nachdem es sowohl in Tricastin als auch in Romans-sur-Isère jahrelang Probleme und Verstöße gegen Auflagen gegeben hat, liegt der Vorwurf der Schlamperei nahe.

Anomalie oder Störfall? Der Vorfall wurde auf der internationalen INES Skala als Anomalie, Stufe 1 eingestuft. Die ausgetretene Flüssigkeit sei ja in den umliegenden Gewässern so stark verdünnt worden, dass es praktisch unmöglich sei, eine zu hohe Strahlendosis (doppelte Hintergrundstrahlung) abzubekommen. Dafür wären etwa 0.5 g Uran notwendig.

„Da sich die Uran-Flüssigkeit in den Gewässern sofort stark verdünnt habe, habe es zu keiner Zeit eine Gefahr für die Bevölkerung gegeben“ , sagte Thierry Charles vom Institut für Strahlenschutz gegenüber Nucleonics Week.

Umweltschützer meinen, dass es aufgrund der langen Zeitspanne vom Unfall bis zur Alarmierung der Bevölkerung wahrscheinlich ist, dass jemand kontaminiertes Wasser getrunken hat.

Stéphane Lhomme, Sprecher der Atomgegner Sortir du Nucléaire, hat direkt nach dem Unfall gesagt:

„Es ist wahrscheinlich, dass jemand kontaminiertes Wasser getrunken und jetzt Ablagerungen in seinem Körper hat.“

Heinz Smital ergänzt:

„Letztlich läuft es darauf hinaus, wer die Beweislast dafür hat, dass jemand geschädigt worden ist.“

Uran ist auch giftig. Mein Gott, es kann doch hierbei nicht nur um die Strahlendosis und die Störfallstufe gehen! Uran 238 ist per se ein sehr giftiges Schwermetall (gehen wir mal davon aus, es war tatsächlich „nur“ Uran 238)! Salze vom Uran sind ebenfalls giftig. Ich gehe davon aus, dass eine Uransalzlösung in die Umwelt gelangt ist. Uran lagert sich u.a. in Knochen und bleibt dort über viele Jahre. Dies kann zu Knochenkrebs führen.

null

Lippen- Kiefer- Gaumenspalte mit Tumorbildung im IRAK durch abgereicherte sog. DU-URAN-Munition der amerikanisch-israelischen „Demokratiebringer“


Bei einer täglichen Einnahme von > 0.0006 mg Uransalz pro kg Körpergewicht können Gesundheitsschäden nicht ausgeschlossen werden (EPA).

T+ / R 26/28-33-53

Sehr giftig beim einatmen, verschlucken / Kumulierer / Schädlich für Wasserorganismen

21. Juli 2008 at 22:21 Hinterlasse einen Kommentar


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